Am letzten Freitag war Besuchstag an der Sekundarschule Frenkendorf-Füllinsdorf. Da ich dort seit Beginn der letzten Legislatur im Schulrat bin, muss ich mich schon länger mit dieser Schule auseinandersetzen und habe auch schon diverse Anlässe und Unterrichtslektionen besucht. Neben Familie und Beruf ist es oft gar nicht so einfach, sich die Zeit zu nehmen, zusätzlich zu den geplanten Anlässen noch weiteren Anteil an der Schule zu nehmen. Also habe ich den Besuchstag vom letzten Freitag dazu genutzt, möglichst unterschiedliche Klassenstufen zu besuchen, um mein Bild der Schule umfassend zu erweitern.
Seit ungefähr zehn Jahren wird in Frenkendorf-Füllinsdorf eine Jahrgangsstufe der Schule des «Niveaus A» in einer Lernlandschaft unterrichtet. Das Konzept richtet sich nach dem Institut Beatenberg, das mit neuen Modellen zu Lerncoaching und Kompetenztrainings schon seit längerer Zeit schweizweit bekannt geworden ist. Dieses Modell zeigt schon seit Jahren, dass eine gelebte «Lernlandschaftskultur» sehr wirkungsvoll sein kann; Umsetzungsmodelle im Kanton Baselland habe ich bisher nur wenig gekannt.
Die Lernlandschaft an der Sekundarschule Frenkendorf-Füllinsdorf hat im Schulcampus ihr eigenes Gebäude in Form eines Pavillons. Es gibt neben der eigentlichen Lernlandschaft auch Gruppenräume oder Klassenzimmer, in denen die Schülerinnen und Schüler Inputs zum Unterricht erhalten. Gewisse Fächer werden ausserhalb des Gebäudes in «regulären Klassenzimmern» im Klassenverband oder Gruppen unterrichtet.
Als ich das Gebäude betrete, ist es auffallend ruhig. Jede Schülerin oder Schüler, die oder der gerade in der Lernlandschaft arbeitet, hat ihren oder seinen eigenen Arbeitsplatz. Die Lehrpersonen sind zentral als Ansprechpersonen positioniert. Der anwesende Lehrer sagt, es sei noch selten ein Schulrat zu Besuch gekommen. Die Stimmung ist meist auffallend entspannt und gelassen. Momentan werden hier drei dritte Klassen im «Niveau A» unterrichtet. Ein Schüler hat den Text des Lieds «Vois sur ton Chemin» sauber und korrekt auf ein Blatt geschrieben. Eine andere Schülerin hat einen Text zu einem biologischen Thema selbständig verfasst. Auch er ist auffallend sauber und korrekt geschrieben.
Auf der einen Seite der Landschaft steht eine Wandtafel mit einem Wochenplan. Jeder Tag ist mit unzähligen Sticks und Magneten bezeichnet, die mir fast kryptografisch vorkommen. Die Planung und Strukturierung ist offensichtlich so etwas wie der Kern der Lernlandschaft. Die Lehrpersonen arbeiten hier stark im Team und quasi nach normalen Bürozeiten von 7.00 bis 17.00 zusammen. Zuhause fällt damit nicht mehr viel Arbeit an, dafür sind die Präsenzzeiten hoch.
Nach meinem Besuch tausche ich meine Erfahrung mit einem Fachkollegen aus. Er erklärt mir, dass die Klassen der Lernlandschaft in den kantonalen Vergleichstests eher knapp durchschnittlich ausfallen würden. Eine Lehrperson der betroffenen Klassen hat mir vorher berichtet, dass regelmässig Lehrbetriebe sehr beeindruckt vom positiven Verhalten der Schülerinnen und Schüler aus der Lernlandschaft bei Bewerbungsverfahren seien. Wir diskutieren darüber, was nun wichtiger sei, Mathefähigkeiten oder gute Softskills und sind uns einig, dass das zweite vermutlich gerade für diese Schülerinnen und Schüler wichtiger sein dürfte.
Vor einigen Jahren habe ich am Füllinsdörfer Weihnachtsmarkt (Blog Weihnachtsmarkt) eine grössere Gruppe der Sekundarschule Frenkendorf-Füllinsdorf engagiert und gut singen gehört. Damals war ich erstaunt, dass das Schülerinnen und Schüler des «Niveaus A» sein sollen. Nun ist mir seit letztem Freitag klar, wer das damals war. Es waren die Schülerinnen und Schüler eines Jahrgangs aus der Lernlandschaft Frenkendorf-Füllinsdorf, die dort gesungen haben. «Chapeau» vor diesem wirkungsvollen Projekt!
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