Die Zahl fünf bestimmt unser Leben wie keine andere. Zusammengezählt besteht sie aus zwei und drei und stellt so etwas wie ein Grundpfeiler des Lebens dar. Schon im Chindsgi lernen wir an Händen und Füssen auf fünf zählen und merken, dass wir fünf Extremitäten haben. Später lernen die Kinder im Zahlenbuch "die Macht der fünf" kennen und ergänzen mit Fünfereinheiten, bis sie im Dezimalsystem rechnen können. Die Fünf stellt dabei so etwas wie eine konstantes Ungleichgewicht dar, das für Ausgleich sorgt. Persönlich sind meine Frau und ich beide in einer fünfköpfigen Familie aufgewachsen. Die Fünf ist eine Primzahl und daher nicht regelmässig teilbar. Die Zahlen drei und zwei hatten jedoch immer schon eine grosse Bedeutung. Drei Kinder sind gemäss meiner Beobachtung im familiären Kontext oft wesentlich dynamischer als zwei. Tuen sich dann zwei davon zusammen, bleibt regelmässig eines auf der Strecke. Es ist dann quasi das fünfte Rad am Wagen. In China gründen viele Lehren und Philosophien auf der Einheit von fünf Elementen. Bald nachdem unsere Tochter zur Welt gekommen ist, mussten wir in der Familie vermehrt Konflikte schlichten. Trotzdem war für meine Frau und mich schon früh klar, dass wir nach Möglichkeit drei Kinder haben wollten. Es schien uns teilweise fast etwas zu konventionell, zu zu stereotyp oder symmetrisch, sich mit zwei Kindern in die typische Reihe einer Schweizer Durchschnittsfamilie einzuordnen. So war bisher unser Auto bis auf den letzten Platz besetzt und konnte zu Gunsten der Grosseltern sogar bis auf sieben Plätze aufgestockt werden. Auch in unserer Wohnsituation haben wir uns für fünf Personen gütlich eingerichtet.
Seit wir drei Kinder haben sind diese gegenüber uns Eltern mit drei zu zwei in der Überzahl. Das wissen sie teilweise geschickt einzusetzen. Immer wieder kommt es zu Situationen, in denen sie zusammenstehen und uns ihre zahlenmässige Überlegenheit spüren lassen. Angefangen bei der täglichen Fernsehdiskussion über unendlich ausgedehnte Abendrituale bis zu häufigen Diskussionen zum tagtäglichen Kochplan.
Das Leben zu fünft gefällt mir. Es ist dynamisch, asymmetrisch, vielseitig und voller Überraschungen. Wir müssen gegenseitig Rücksicht auf einander nehmen und die Kinder können nicht jede Sekunde einzeln auf uns Erwachsene zurückgreifen. Dieses Umfeld prägt, fordert und fördert uns intensiv. Tagtäglich spielt die Dynamik der fünf ihre Spielchen mit uns und prägt den Alltag.
Nun hat der Bundesrat ein neues Machtwort gesprochen. Neuerdings dürfen sich privat nur noch maximal fünf Personen inklusive Kinder treffen. Die "Fünf" scheint auch hier eine gewisse Anziehungskraft zu haben. Der Kreis unseres Privatlebens wird damit nach aussen ab Montag quasi per Gesetz zusätzlich hermetisch abgeriegelt. Nicht einmal die Tagesmutter kann die Kinder wie bisher beaufsichtigen; es wäre mit sechs Personen eines zu viel. Wir fünf gehören als familiäre Einheit zusammen. Gerade in der Isolation war ich sehr dankbar, meine Familie um mich zu haben. Andererseits sind wir nun gezwungen, uns jetzt noch mehr nach aussen abzugrenzen. Das ist für alle ein grosse Herausforderung, wird wahrscheinlich nicht folgenlos bleiben und uns auf ewig prägen. Die Macht der fünf; zu Coronazeiten dynamisch gelebt, öffentlich verordnet und schicksalshaft verbunden.
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