Vor wenigen Jahren hat das Theater Basel sein Nutzungskonzept für das Foyer, dem grosszügigen Eingangsbereich im Grossen Haus, von Grund auf geändert. Es ist tagsüber öffentlich für alle Interessierten als Ort der Begegnung zugänglich. Im obersten Bereich gibt es sogar ein Café mit Aussenbereich. Mir persönlich gefällt die Ambiance im Foyer Public als Treffpunkt von Familien, Theaterschaffenden, Studierenden oder Passanten gut und ich mag es, ab und zu im Café oder an einem Tisch zu sitzen und unter laufendem, betriebsamem Gewusel und Gemurmel aller Anwesenden ein Buch zu lesen oder einfach etwas zu trinken. Es gibt vor Ort eingerichtete Arbeitsplätze inklusive Stromanschluss.
Seit dieser Woche steht im Foyer Public, wo sonst Theaterbesuchende abends ihre Pausenverpflegung zu sich nehmen, eine Bühnenkonstruktion. Sie gehört zu einer der neuesten Produktionen des Theaters: «Die Schöpfung». Aktuell hat gerade die Endprobenphase dieses Projekts begonnen und so trafen sich gestern Abend der Extrachor und Chorsingende aus den Gymnasien Oberwil und Muttenz unter professioneller Anleitung im Foyer Public zu einer ersten gemeinsamen Probe.
Es ist nicht unbedingt einfach, diesen riesigen Raum spielend und singend in Beschlag zu nehmen und Vieles muss erst noch erprobt werden. Aber eine gewisse jugendliche Spielfreude war schon am gestrigen Abend bereits spürbar. Schafe und Riesenfische wandeln über die kleine Bühne während davor ein Orchester mit stilistisch teilweise eher exotischen Instrumenten wie Saxofon oder Akkordeon durchaus gekonnt Melodien aus der Schöpfung spielt. Sie spielen eine eigens für diese Besetzung arrangierte Bearbeitung. Die Musik scheint sich im riesigen Raum zu verlieren. Es werden Mikrophone platziert, die den Solistinnen und Solisten mehr klangliche Präsenz verleihen sollen.
Rezitativ folgt auf Rezitativ: „Im Anfange schuf Gott Himmel und Erde…“. Immer wieder setzt dazwischen der Chor ein, der an ganz unterschiedlichen Orten ins Geschehen im Umfeld der Bühne eingeflochten ist: Einmal fast nicht sichtbar hinter der Bühne, ein anderes Mal auf der Bühne selbst oder neben der Bühne in Reihen gruppiert platziert. Bei jeder Aufstellung klingt der Chor völlig anders.
Bäume, Winde, Berge, Wellen erscheinen und verschwinden wieder während Sonne Mond und Sterne auf der Bühne ein Tänzchen tanzen. Die Menschen sind jung und wirken leicht und unbeschwert, manchmal vielleicht auch noch etwas unbeholfen, wen wundert's, schliesslich sind sie keine routinierten Opernsängerinnen und Sänger. Gerade diese Frische hat jedoch in vielen Momenten auch eine interessante und spannende Wirkung.
Im Foyer Public stehen an diesem Abend die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten im Zentrum. Sie sind auf einer eigenen Suche nach künstlerischem Ausdruck und Gestaltungsmöglichkeiten. Die Anforderungen sind hoch und das Projekt verlangt viel Einsatz und Durchhaltewillen neben einem anstrengenden Schulalltag. Trotz allem: Junge Menschen schöpfen hier aus ihren eigenen künstlerischen Fähigkeiten und kreieren damit in einem Kraftakt ein neuartiges Gesamtkunstwerk.
Das Theater Basel geht mit dem Projekt «die Schöpfung» neue Wege. Ein professioneller Betrieb bietet im öffentlichen Foyer Public, Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, quasi als Laiendarstellende selbst Teil eines ganzen kulturellen Prozesses zu werden; ganz im Sinne des Konzepts «Foyer Public». Könnten das zukunftsweisende Ideen sein? Wie wird das Publikum auf die eher ungewohnten Dynamiken und Resultate reagieren? Machen Sie sich selbst ein Bild von diesem aussergewöhnlichen Projekt. Premiere ist am 22.4.2023. Im zweiten Teil der Aufführung wird das ganze Werk mit professionellen Ensembles auf der grossen Bühne des Theaters gezeigt.
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