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Autorenbildjuergsiegrist

Gluggervideos

Aktualisiert: 16. Nov. 2020




Medienerziehung ist keine einfache Angelegenheit und fordert uns tagtäglich. Vor ungefähr einem Jahr habe ich eher zufällig in einem Kurs das Trickfilmprogramm "stop motion" kennengelernt. Ohne viele Hintergedanken habe ich es daraufhin meinem Sohn gezeigt und wir haben mehr zum Spass mit seinen neuen "Harry Potter Legosets" in den Ferien ein paar Filme hergestellt. Meiner Meinung nach eine der sinnvolleren Formen neuerer Mediennutzungsmöglichkeiten. Unser Sohn hat darauf ziemlich angebissen und anschliessend auch ohne meine Hilfe stundenlang weiter Filme hergestellt. Leider hat er damit die Speicherkapazität des Pads derart überfordert, dass ein Teil seiner Arbeit bald darauf unwiderruflich irgendwo im Speichernirwana gelandet ist. Nun hat unser zweiter Sohn letzte Weihnachten eine Murmelbahn oder in Schweizer Umgangssprache "Gluggerbahn" geschenkt erhalten. Nachdem er mit den recht anspruchsvollen Anleitungen am Anfang noch überfordert war, ging es nicht lange und er konnte bald darauf recht komplexe Bahnen nach Anleitung selber bauen. Die Bahnen sind mit attraktiven Attraktionen wie Lift, Loopings und Schanzen ausgestattet. Während den Sommerferien hatten unsere beiden Söhne dann plötzlich die Idee, Gluggerbahnvideos selber herzustellen. Eifrig wurden Lampen mit Dimmfunktion und passende Musikstücke zusammengesucht. Wir haben sie machen lassen und bald darauf war der erste Fiim "Nachtglugger" fertig gestellt. In verschiedenen Einstellungen kann dort die Raffinesse der Gluggerbahn in unserem Kinderzimmer bewundert werden. Kaum war das Video fertig gestellt, fragten uns die Jungs, ob sie es nicht auch auf YouTube veröffentlichen dürfen. Zuerst waren wir eher skeptisch. Aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes wollten wir nicht, dass sie das selber bewerkstelligten. Schliesslich habe ich einige Tage später auf YouTube doch einen Kanal erstellt, wo man die Werke unserer Söhne nun bewundern kann.

Bisher haben vor allem Familie, Freunde und Bekannte den Kanal besucht. Das soll auch weiterhin so bleiben. Trotzdem haben unsere Kinder offensichtlich Spass daran, dass nun die ganze Welt ihre Gluggervideos bewundern kann. Ein attraktiver Nebeneffekt unserer multimedialen Gesellschaft, solange er in einem klar Geschützen Rahmen bleibt. Zur ersten Produktion sind bereits zwei weitere Filme dazugekommen. Seit dem letzten Geburtstag kann man neu auch eingebaute Glockenspiele und Trampoline in den Gluggerbahnfilmen zu bewundern.

Remo Largo, der diese Woche eher überraschend gestorben ist, hätte wahrscheinlich an diesen Aktivitäten auch seine Freude gehabt. Sind sie doch rein intrinsisch ohne äusseren Anreiz entstanden. Aus purer Freude am Tun selbst.





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