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Proberäume der Basler Jugendchorszene




Jeder Chor benötigt einen Ort, an dem er proben kann. Je nach Grösse des Chors wird dafür ein grösserer Saal mit entsprechender Infrastruktur (Stühle, gute Probeakustik, Klavier...) mit Nebenräumen für Registerproben und Stimmbildung benötigt. Daher arbeiten viele Chöre mit Institutionen zusammen, die über entsprechende Proberäume verfügen oder sind diesen sogar angeschlossen (Kirchenchöre, Schulchöre, Chöre mit Nähe zu einer Wohngemeinde). Schwierig wird es jedoch, wenn ein Chor als selbständiger Verein organisiert ist. In dieser Situation kann die Organisation der Proberäume zu einer echten Herausforderung werden. Einer meiner Chöre ist beispielsweise vier bis fünf mal pro Jahr mit der Situation konfrontiert, dass das Probelokal absolut zu Recht von der ansässigen Schule genutzt wird, und der Chor entsprechend auf ein anderes Lokal ausweichen muss. Besonders elegant ist natürlich, wenn man als Chor ein eigenes Probelokal bewirtschaften kann. Dies ist beispielsweise dem Bachchor Freiburg (D) gelungen, der vermutlich mit Hilfe von Gönnern im Stadtviertel Ebnet einen eigenen Holzbau speziell für Chorproben errichten konnte. Eine solche exklusive Lösung dürfte jedoch eher eine Ausnahme sein.

Als die Mädchenkantorei Basel 25 Jahre alt wurde, hat Siegfried Schibli in der Jubiläumsschrift die ausführliche Synopse mit dem Wunsch beendet, ein eigenes Basler Chorhaus mit entsprechenden Probemöglichkeiten für die Basler Chorszene zu errichten. Bis zum heutigen Zeitpunkt hat die Mädchenkantorei Gastrecht im Seevogelschulhaus, wo sie vermutlich mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat, wie ich es mit meinem Laienchor beschrieben habe. Das Bedürfnis nach einem eigenen, besser geeigneten Probelokal dürfte für eine derart grosse Chorschule sehr gross sein.

Als ich selber noch in der Knabenkantorei Basel mitwirkte, gab es auch dort immer wieder Diskussionen um die Nutzung des Bischofshofs, wo der renommierte Chor seit seiner Gründung ein jahrelanges, exklusives Gastrecht besitzt. Die historischen Gemäuer sind jedoch derart stark mit der Entwicklung des bald hundertjährigen Knabenchors verwoben, dass ein Wechsel nie wirklich ernsthaft in Erwägung gezogen wurde.

Nun hat die Mädchenkantorei gemäss Medienberichten die Lösung gefunden, die neuen Räumlichkeiten der umgebauten Don Bosco Kirche ab Sommer 2020 gemeinsam mit anderen professionellen Institutionen zu nutzen. Gemäss Homepage werden dafür jedoch Betriebskosten von bis zu fünfzigtausend Franken pro Jahr fällig. Von Gastrecht kann gemäss diesen Aussagen keine Rede sein. Die genauen Rahmenbedingungen der Projektpläne bleiben jedoch im Dunkeln.

Basel ist eine Chorstadt, die sich sehen lassen kann. Dies zeigt sich unter anderem auch am international bekannten Europäischen Jugendchorfestival oder an vielen neuen, tollen innovativen Chorprojekten, die sich in den letzten Jahren gebildet haben. Damit sich diese Szene weiterentwickeln kann, braucht es dringend auch Räumlichkeiten, die von Chören wie die Mädchenkantorei verlässlich und finanzierbar genutzt werden können. Eine meiner Ansicht nach absolut dringende Angelegenheit, die alle angeht, die sich nachhaltig für das Chorwesen einsetzen möchten!


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