Niemand kennt die Fähigkeiten eines Chors besser als die Chorleitenden selbst. Dementsprechend werden immer wieder Stücke arrangiert und komponiert, die von den Dirigierenden selber stammen und gerade für Laienensembles recht interessant sein können. Aus diesem Grund habe ich innerhalb des Chorverbands das Projekt «wenn Chorleitende für Chöre schreiben» ausgeschrieben mit der Idee, dass Chöre an einem Konzert Werke präsentieren können, die aus der Feder der eigenen Chorleitungen stammen.
Das Sonderkonzert dieses Projekts findet am nächsten Samstag um 17.00 in der Kukturkirche Paulus statt. Zwei Chöre aus der Region werden diesen Anlass gemeinsam gestalten: Der Basler Chor «CantaDonne» und der Liestaler Chor «singstimmen baselland», der dieses Jahr sein hundertjähriges Jubiläum feiert. Der Frauenchor «Cantadonnne» wird für allem Werke der eigenen Chorleiterin, Karin Leentjens, aufführen. Im Fall der «singstimmen baselland» haben mehrere Chorleitungen der langjährigen Vereinsgeschichte Chorwerke geschrieben, die am Samstag erklingen werden.
Arnold Pauli hat in der Nachkriegszeit das Chorwesen der Region entscheidend mitgeprägt. Er war ein versierter Männerchorleiter und hat für diese Besetzung einige Stücke geschrieben. Ich habe sein Stück «Mondnacht» eigens für das Jubiläumsprogramm für gemischten Chor umgeschrieben und es wird in dieser Version am Samstag ein erstes Mal an einem Konzert erklingen. Desweitern wird auch eine Version des «Vermahnlieds der Eidgenossenschaft» des Gelterkinder Kirchenchorleiters Pierre Jacot aus den Kriegsjahren erklingen. Das Lied ist trotz ehemalig hohem Bekanntheitsgrad in Vergessenheit geraten.
Ein weiterer ehemaliger Leiter des damaligen Lehrergesangvereins (heute Singstimmen Baselland) war Hugo Dudli. Er ist speziell durch seine Volksliedberabeitungen schweizweit bekannt geworden. In der Ostschweiz aufgewachsen unterrichtete der Dirigent lange Jahre am kantonalen Lehrerseminar in Liestal, bevor dieses in die Fachhochschule Nordwestschweiz integriert worden ist. Die Volksliedkantate hat er als Auftragswerk der Knabenkantorei Basel für eine Konzertreise in die U.S.A. gesetzt und zeichnet sich durch besonders schöne Klaviersätze aus. Das Publikum wird am Samstag eingeladen sein, einige Volkslieder mitzusingen, bevor sie anschliessend in der Bearbeitung von Hugo Dudli erklingen werden.
Ja, und da bin auch noch ich selber. Was motiviert mich Werke für Chor zu schreiben? Ausgebildet in Basel ist mir zumindest eine gewisse Integration neuerer, zeitgenössischer Kompositionsprinzipien wichtig. Meine Werke zeichnen sich dadurch aus, dass mit ihnen neuartige Chorklänge auf einfache Weise auch Laienchören zugänglich gemacht werden können. So ist das Stück «Crowd Sounds» ein Werk, dass mit seinen klanglichen Konzepten zwar nicht sonderlich schwer ist, auf Grund seiner Klanglichkeit jedoch weit über herkömmliche, konventionelle Chorsätze hinausgeht.
Ein Kerngedanke des Projekts «wenn Chorleitende für Chöre schreiben» ist die Hörbarmachung und der Austausch hauseigener Chorwerke. Längerfristig wäre es durchaus wünschenswert, regionalspezifische Chorstücke in einer speziellen Sammlung stärker wahrenehmbar zu machen. Schliesslich geht es hier im Grundgedanke um nichts weniger, als immaterielles kulturelles Erbe der Region stärker sicht- und hörbar zu machen. Auf diese Weise besteht zumindest die Chance, dass gewisse Elemente des regionalen Chorschaffens erhalten und weiterentwickelt werden können.
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