Seit Anfangs März ist das gemeinsame Singen für Jugendliche in der Schweiz wieder erlaubt. Die Fallzahlen sind bisher im Gegensatz zu anderen Lockerungmassnahmen deswegen meines Wissens nicht wesentlich gestiegen. Die Menschen stecken sich in erster Linie im privaten Rahmen, wenn sie ohne Masken unterwegs sind und nicht beim gemeinsamen Singen mit Masken an. Von dem her kann das „Schweizerische Chorverbot“ vom letzten Herbst jetzt schon als ziemlich unsinnig bezeichnet werden: Eine Panikreaktion im Umfeld stark steigender Fallzahlen, validiert durch ein kurzfristig mandadiertes wissenschaftliches Gremium, das sich seither in der Öffentlichkeit leider nicht immer sehr glaubhaft präsentiert hat.
Auch wenn ich weiss, dass das Ansteckungsrisiko beim Singen mit Masken nicht sehr gross ist, musste ich mich erst etwas überwinden, wieder mit ganzen Klassen zu singen. Zusätzlich wollte ich nicht schon wieder mein ganzes Programm auf Grund einer weiteren kurzfristigen Änderung von einem Tag auf den anderen über den Haufen werfen. Aber nach und nach beginne ich wieder, in all meinen Musikkursen Singteile einzubauen.
Singen tut gut und verbindet Menschen selbst wenn sie Masken tragen und Abstand halten müssen. Das ist jetzt bei der Öffnung faszinierend zu beobachten. Die Klassen singen gerne wieder und finden mit etwas Geduld und Humor auch rasch wieder zu einem gemeinsamen Klang Zurück. Zusätzlich ist deutlich spürbar, dass das Pflegen des gemeinsamen Singens eine Insel in unseren verrückten Tagen der «Selbstisolation» sein kann.
Die Lage ist jedoch immer noch sehr fragil. Die Fallzahlen steigen wieder langsam an. Die Ansteckungen sind zwar noch nicht sehr häufig, aber wenn sie auftreten, dann in einem viel stärkeren Ausmass als im Herbst. Ja, das Virus ist ansteckender geworden und es ist schwer vorherzusagen, wie sich nun die Pandemie weiter entwickeln wird. Auch wenn ich nun im Unterricht wieder singen darf, ist die Krise noch lange nicht überwunden. Die erwachsenen Laienchöre dürfen immer noch nicht singen, in den Kantonen werden den Jugendchören teilweise einschneidende Schutzmassnahmen auferlegt und es geht das Gerücht um, dass auch professioneller Gesang eventuell bald verboten werden könnte.
Singen wird also immer noch stigmatisiert und daran scheint sich bei höheren Fallzahlen momentan nicht viel zu ändern.
So schätze ich es, dass ich zumindest in der Schule wieder in Gruppen singen kann. Steigen die Fallzahlen weiter, könnte jedoch damit auch bald wieder Schluss sein. Einmal mehr heisst es "Geduld haben", "flexibel bleiben" und "das beste aus der Situation machen". Es ist, was es ist....in diesem Frühling 2021....
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