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100 Jahre "singstimmen baselland"


Vor hundert Jahren sah die Welt noch um einiges anders aus. Der Schock des 1. Weltkriegs und einer Pandemie war gerade erst frisch vorbei und es zeichneten sich die goldenen Zwanzigerjahre ab. Es ist also nicht weiter verwunderlich, dass es in dieser Zeit zu vielen Vereinsgründungen gekommen ist. In diese Phase gehört auch die Entstehung diverser Chöre wie der gemischte Chor Lampenberg, die "singstimmen baselland" (damals noch Lehrergesangverein Baselland), der reformierte Kirchenchor Gelterkinden oder auch die Knabenkantorei Basel.

Ein hundertjähriges Jubiläum sollte gebührlich gefeiert werden. Doch auf welche Weise soll das geschehen? Der gemischte Chor Lampenberg lud viele Chöre zu einem stimmigen Anlass in die dorfeigene Mehrzweckhalle ein, der reformierte Kirchenchor Gelterkinden gestaltete ein geistliches Jubiläumskonzert mit einer Uraufführung einer Kantate des oberbaselbieter Pianisten und Komponisten Stefan Furter. Jeder Chor gestaltet also sein Jubiläumskonzert in Anlehnung an das eigene Profil und die Vereinsgeschichte.

Im Fall der «singstimmen baselland» beginnt die Vereinsgeschichte mit einem Männerchor bestehend aus Baselbieter Lehrern. Die Lehrerrolle war damals noch zentral wichtig in vielen Gemeinden und vorwiegend männlich besetzt. Die Dorflehrer waren häufig auch für die Leitung der Chöre in den Gemeinden zuständig und genossen als gebildete Persönlichkeiten teilweise grossen Respekt. Um diesen Lehrpersonen das Chorsingen unter kundiger Anleitung näher zu bringen, wurde ursprünglich der kantonale «Lehrerchor» Lehrergesangverein Baselland gegründet.

Die Vermittlung von Chormusik und des Chorsingens in der Gesellschaft als zentrale Aufgabe des Vereins gehört bei den heutigen «singstimmen baselland» also unmittelbar zur Vereinsgeschichte. Dementsprechend wird diese eher spezielle Rolle im Jubiläumskonzert auch einen wichtigen Platz einnehmen.

Wenn man nämlich die Vereinsgeschichte näher anschaut, haben etliche Dirigenten das Chorwesen der Region über Jahre entscheidend mitgeprägt. In der Anfangsphase war da ein Arnold Pauli, der unzählige Männerchöre in der Region Basel geleitet und auch eigens Lieder für sie geschrieben hat. Neben weiteren klingenden Namen wie Armin Brunner, war auch die Phase unter Hugo Dudli von vielen Stücken geprägt, die eigens für den Chor geschrieben worden sind. In die damalige Zeit fällt auch die Etablierung des offenen Singens zur Weihnachtszeit, das in Liestal bis heute sehr beliebt geblieben ist.

Ich persönlich habe den Chor nach etlichen Dirigentenwechseln im Jahr 2002 übernommen, nachdem ich einige Jahre zuvor den Kammerchor Munzach in Frenkendorf übernommen hatte. Aus dieser Konstellation sind einige sehr schöne, gemeinsame Projekte entstanden, die wahrscheinlich zur intensivsten Schaffenszeit meiner bisherigen Tätigkeit als Chorleiter gehören, da ich gleichzeitig noch Vizedrigent der Knabenkantorei Basel war, den Kammerchor am Gymnasium gegründet habe und später das Ensemble «Voixla» für einige Jahre leiten sollte.

Seit die Kinder auf der Welt sind konzentriert sich meine Chorarbeit vor allem auf das Gymnasium Muttenz und die «singstimmen baselland». Meine Phase mit dem Chor zeichnet sich dadurch aus, den Chor neu zu profilieren. Dazu gehört der Namenswechsel von Lehrergesangverein zu «singstimmen baselland» und eine Ausweitung des Chorrepetoirs zu Konzertprogrammen, die sich nicht nur an traditionellen, oratorischen Stücken orientieren.

Der Chor machte diesen Wandel erstaunlich gut mit und ist heute stolz darauf, mit etwas spezielleren Konzertprogrammen wie «Orfeo Negro», «die Familie Bach» oder «im Takt» aufzuwarten. Das Jubiläumsprogramm der «singstimmen baselland» bezieht sich denn auch konkret auf die doch bewegte Geschichte des Chors über die Gründungsphase, schwierige Kriegsjahre, Jahre als Männerchor, Etablierung als Konzertchor bis zur jüngsten Phase der Neuprofilierung. Das Jubiläumskonzert findet am 15. September 2023, um 19.00 in der Stadtkirche in Liestal statt.





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