Morgen beginnt er, der 11. Schweizer Chorwettbewerb. Er findet dieses Jahr in Chur statt, und wurde von einem grossen Organisationsteam von langer Hand vorbereitet. Rund 66 Chöre in verschiedenen Kategorien, Männerchöre, Frauenchöre, Jugendchöre oder gemischte Chöre und viele andere, messen sich gegenseitig und lassen dabei ihren Gesang von einer fachkundigen Jury bewerten.
Ich habe schon viel mit Fachkolleginnen und Fachkollegen über den Sinn einer solchen Veranstaltung diskutiert. Für mich persönlich ist eine wesentliche Qualität des Chorsingens, dass es dabei eher um die Pflege des gemeinsamen Gesangs geht und für einmal gerade nicht im Vordergrund steht, wer nun «der Beste» sei. Aber natürlich hat ein Chorwettbewerb, wie er morgen in Chur stattfinden wird, auch klare Vorteile.
Alle Chöre bereiten sich beispielsweise intensiv auf einen solchen Anlass vor und versuchen, das Beste aus ihren Ensembles herauszuholen. Das hat einen starken, qualitätsfördernden Effekt und hat zur Folge, dass viele Ensembles an einer Wettbewerbsteilnahme wachsen können. Zusätzlich findet mit unzähligen Begegnungskonzerten neben dem Wettbewerb auch ein intensiver Austausch unter den Chören statt, der für alle Beteiligten ein grosser Gewinn sein kann.
Ich habe noch keine Chorbegegnung erlebt, die nicht auch einen qualitätsfördernden Effekt gehabt hat. Singen mehrere Chöre an einem Abend im selben Konzert, wird dabei automatisch diskutiert, kommentiert und rege ausgetauscht. In der Regel reicht mir diese Diskussion völlig aus und ich kenne meine Ensembles mit ihren persönlichen Eigenarten derart gut, dass ich lieber darauf verzichte, die Leistung einer meiner Laienchöre auf einer Rangliste in den Vergleich mit anderen zu stellen.
Was ist denn nun der Unterschied zwischen einem Elitechor und einem gemischten Chor? Wer entscheidet, wer in welcher Kategorie antreten darf? Welche Literatur wird gesungen? Die Siegeschancen werden durch Literaturwahl und der Kategorie, in der man sich anmeldet, tatsächlich wesentlich beeinflusst. Am Ende ist es vermutlich einfacher, wenn man sich daher mehr auf den gesamten Anlass und weniger auf die Wettbewerbssituation konzentriert.
Am Schluss sind es jedoch dann doch Ehrgeiz und Nervenkitzel, die viele Ensembles motiviert, am Schweizerischen Chorwettbewerb teilzunehmen. Ein Treffen auf meist hohem Niveau, das einmal mehr aufzeigt, mit welch grosser Hingabe und welchem Engagement sich viele Chöre in der Schweiz für die Chormusik einsetzen. Somit gibt es für mich am 11. Schweizerischen Chorwettbewerb eigentlich nur einen Gewinnenden: Nämlich die Chormusik selbst.
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