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Baselbieter Posamenten und doch ein bisschen anders

Aktualisiert: 17. Aug.

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Kürzlich wurde in den Medien verkündet, dass der Kanton Baselland Sfr. 900‘000 gesprochen hat, um die Geschichte der Baselbieter Seidenbandweberei und ihren im oberen Kantonsteil bekannten Webstühlen, die in vielen Stuben gestanden haben, aufzuarbeiten. In diesem Zusammenhang wird häufig von Posamenten gesprochen, obwohl die Seidenbandweberei eigentlich nur einen einzelnen, spezifischen Bereich der Posamenterei abdeckt. Unter Posamenterei wird viel mehr «...die Anfertigung von Fransen, Borten, Besätzen, Gimpen, Galons, Schnuren, Quasten, Rosetten, Knöpfen, Flecht- und Schlungwerk, sowie in zweiter Linie Tressen, Litzen, Band u.a.m..." verstanden. So steht es zumindest im Handbuch der Posamentenproduktion (Leipzig 1914), das mir mein Onkel freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Man vermutet, dass der Begriff ursprünglich vom Wort «passementerie« kommt, das heute noch mit Posamenterei im Sinne von «geschmückte Textilien« übersetzt wird. Die Seidenbandweberei, die in der Region Basel eine Zeit lang vermutlich weltführend war, beinhaltet also nur einen kleinen Teil der gesamten Posamenterei und der Begriff Posamenter im Sinne von «Textilschmücker« wird historisch bedingt hier in erster Linie für die Seidenbandweberei verwendet.


Die französischen "Passementiers« hingegen waren in Frankreich zurzeit das Absolutismus eine eigene, privilegierte Gilde und erst als einige von ihnen nach Basel flüchten mussten, entwickelte sich später die sagenumwobene Seidenbandinustrie daraus, deren chemische Färbstoffbedürfnisse schliesslich auch zur Gründung der Basler Chemiefabriken führen sollte.


Zur Zeit der Industriealisierung wurde die Heimarbeit an den Webstühlen immer mehr von Maschinen übernommen. Eine der ersten, grösseren Posamentenfabriken, die Kundschaft aus der ganzen Schweiz bediente, befand sich in Zofingen. Und genau hier begann in der Vorkriegszeit die Geschichte meines Grossvaters (Link).


1952 suchte der Basler Unternehmer Schröter einen Nachfolger für seine Posamentenfabrik. Er kannte meinen Grossvater schon länger und traf ihn jeweils im Rahmen der Vorbereitungen der Basler Mustermesse an. Josef Perrig, der Treuhänder von Schröter, schlug den beiden vor, eine AG zu gründen. Das Geld zur Firmengründung konnte beim Basler Coiffeurverband gefunden werden, dessen Sekretariat Perrig führte.


Auf Grund des plötzlichen Todes des Firmenbesitzers in Zofingen hatte sich mein Grossvater bereits viel Erfahrung in der Produktionsleitung aneignen müssen. Dies kam ihm bei der Firmengründung zugute. So kam es, dass die Familie Siegrist im Jahre 1953 mit meinem Vater (11) und seinen drei älteren Geschwistern nach Allschwil zog und dort nach Übernahme der Posamentenfabrik Max Schröter mit der Produktion unter dem neuen Namen Posag AG beginnen konnte. Die Zeit war golden, der Umsatz stieg rasch und mein Grossvater wünschte sich sehnlichst ein eigenes Firmengebäude, so dass bereits 1957 das Richtfest des neuen Produktionsgebäudes in Muttenz gefeiert werden konnte. 


Diese Geschichte steht nicht in der Tradition der "Baselbieter Seidenbandweberei«, und doch gehört sie mit ihrem Bezug zu Basel, Zofingen, Frankreich und dem Ursprung der Posamenterei auch irgendwie dazu…


 

 
 
 

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