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"c-h-Moll": Ein Generationenprojekt im 3. Anlauf



Seit ich als Chorleiter arbeite, und das sind immerhin schon weit mehr als zwanzig Jahre, habe ich noch nie erlebt, dass ein Konzert innerhalb von zwei Jahren mehrmals verschoben werden musste. Coronabedingt so geschehen ist dies dem Projekt «c-h-Moll» mit dem Orchester «I Tempi» dem «Kammerchor Notabene» und dem Kammerchor des Gymnasiums Muttenz. Für die jungen Sängerinnen aus Muttenz bedeutete die Verschiebung des Projekts, dass über die Hälfte des Chors die Werke aktuell noch einmal von Grund auf neu einstudieren musste, da viele Leute der ursprünglichen Besetzung die Schule bereits verlassen und mit dem Studium begonnen hatten.

Das Projekt c-h-Moll ist ein Generationenprojekt. Einerseits wirkt mit dem Kammerchor Notabene ein sehr erfahrenes Ensemble mit. Andererseits ist mit dem Kammerchor des Gymnasiums Muttenz auch ein Projekt beteiligt, das junge Menschen seit Jahren erfolgreich an anspruchsvolle Chormusik heranführt. Auch zwischen den Komponisten Johann Sebastian Bach und Wolfgang Amadeus Mozart steht in gewisser Weise ein Generationenverhältnis. Bach war noch nicht lange tot, als kurz darauf der junge Mozart seine Werke fasziniert intensiv studierte und bachsche Kompositionstechniken in seine c-Mollmesse miteinfliessen liess. Bachsche Fugentechniken sind übrigens auch in Werken von Piazzolla bis Palmeri zu finden. Interessanterweise sagte mir kürzlich eine Konzertbesucherin nach einer Aufführung der Misa Tango von Palmeri: "Wissen Sie, ich mag Bach nicht". Ob sie gewusst hat, dass Palmeri in seinem Werk einfache Fugentechniken in Anlehnung an den Fugenmeister Bach verwendet hat und damit direkt auf Bach Bezug nimmt?

Ich habe im Studium einmal gelernt, dass in einem Programm «Barock» und «Klassik» nicht gleichzeitig aufgeführt werden sollten, da sich die Stile «beissen» würden. Das Projekt c-h-Moll geht von einem anderen Ansatz aus und soll aufzeigen, wie sich der «Bachsche» Stil des Hochbarock innerhalb kürzester Zeit in den «Mozartstil» der Wiener Klassik gewandelt hat. Da die c-Mollmesse von Mozart unvollendet geblieben ist, bietet es sich geradezu an, die fehlenden Sätze mit Teilen der h-Mollmesse von Johann Sebastian Bach zu ergänzen. Der Titel "c-h-Moll" des Projekts stammt von diesen Überlegungen. Die Stile werden demnach direkt einander gegenübergestellt. Das Orchester «I Tempi» wird dabei in historischer Aufführungspraxis und Stimmung aufspielen.

Die technischen Anforderungen der Werke sind sehr hoch und wir sind seit Monaten daran, in intensiven Proben die kunstvollen Chöre der Werke einzustudieren. Die Stücke sind teilweise doppelchörig angelegt. Somit kann der Klang eines Erwachsenenchors direkt dem eines Jugendchors gegenübergestellt werden. In anderen Chorsätzen werden sich die jungen und älteren Stimmen durchmischen und ein ganzes Ensemble bilden.

Wir sind sehr froh, dass dieses tolle Projekt nun doch noch zur Aufführung gelangen kann und freuen uns auf ein zahlreiches Publikum am 25. Mai im neu renovierten Musiksaal des Basler Stadtcasinos. Es erwartet Sie ein abwechslungsreiches Konzert mit vielen Glanzlichtern zweier ganz grosser Komponisten der Musikgeschichte.


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