Momentan leben wir in einer sehr schwierigen Zeit. Die gesellschaftlichen, gesundheitlichen und auch privaten Beschwernisse fordern uns alle stark heraus. Es steht viel auf dem Spiel. Vieles musste bereits geopfert werden und wir wissen nicht, welche Entbehrungen die Krise noch mit sich bringen wird.
Das Weihnachtsfest ist nicht nur ein christliches Fest. Seit Jahrhunderten verbinden sich im Dezember christliche Traditionen mit Volksbräuchen. So gehören Kerzen, Feuer und Licht in der dunkelsten Zeit des Jahres seit je her zu den Weihnachtsfeierlichkeiten dazu. Wenn es auf der Nordhalbkugel nachts immer länger dunkel und kalt bleibt, brauchen wir diese Lichter und Feuer, um uns innerlich und äusserlich an ihnen zu wärmen. In diesem Jahr trifft sich das weihnachtliche Tief im Jahreszyklus mit einem gesundheitlichen und gesellschaftspolitischen Tiefpunkt. Damit wird die Weihnachtszeit im Jahre 2020 noch bedrückender als sonst.
Wo sind sie also die Funken der Hoffnung in dieser bedrückten Zeit? Die Unsicherheiten sind gross. Wird die Impfung den erhofften Rückgang der Fallzahlen bringen? Wie lange müssen wir noch bedrückende Massnahmen wie Maskenpflicht, "Social Distancing" oder Kulturzerfall auf uns nehmen? Niemand kann uns auf diese Fragen wirklich eine Antwort geben.
Es bleibt uns, die wir vorher gewohnheitsmässig planen kontrollieren und konzipieren konnten, nur eines: Das Prinzip Hoffnung. Manch einer lacht jetzt vielleicht und denkt sich: Hoffen ist etwas für Weich- und Naivlinge. Aber die momentane Krise zeigt unter Anderem deutlich auf, dass wir das Hoffen teilweise verlernt haben. Wo sind sie, die Rednerinnen und Redner, die den Menschen in der Öffentlichkeit Hoffnung machen können, statt sich in politischen Interessenskonflikten und Formalismen zu verstricken? Ich kann sie ehrlich gesagt nur spärlich finden. Oder bin ich vielleicht zu wenig achtsam?
Auf Grund des Singverbots an Schulen habe ich mich vor einiger Zeit mit Lehrerkolleginnen und Lehrerkollegen getroffen, um darüber zu diskutieren, wie mit dem Singverbot im Unterricht umgegangen werden kann. Die vorgestellten Lösungen machen durchaus Hoffnung: Die einen spielen mehr mit Keyboards, andere klassenweise Ukulele, andere arbeiten mit rhythmischer Improvisation, wieder andere bieten Einzelstimmtrainings an. Der Umgang mit dem Singverbot ist hoch kreativ, vielfältig und hat durchaus auch alternative Wege des Musikunterrichts ohne Klassensingen aufgezeigt.
Eine Idee, die schon länger aufgekommen ist, stellen virtuelle Chöre dar. In diesen Ensembles werden die Stimmen nacheinander einzeln von zuhause aus eingespielt. Als Ende Oktober das Chorsingen vollständig verboten wurde, habe ich meiner Musikklasse als Ersatz die Aufgabe gegeben, bis Weihnachten in Gruppe in sogenannten "Weihnachtschörlis" als Ersatz, Stücke selbständig zu lernen und virtuell zu produzieren.
Es ist klar und offensichtlich, dass ein wahrer Chorklang so nicht ersetzt werden kann. Aber im Sinne einer Notlösung klappt es gar nicht so schlecht.
Es gibt sie, die Hoffnungsfunken, halten wir sie am Leben, damit sie nach der Pandemie wieder von neuem musikalische Feuerwerke entfachen können.
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