Heute schreibe ich tatsächlich bereits meinen 100. Blogbeitrag. Als ich Ende 2017 meine Homepage fertig gestellt hatte, stellte sich bald darauf die Frage, wie diese in Zukunft bewirtschaftet werden könnte. Interessierte Besucherinnen und Besucher sollten sich hier über aktuelle Vorkommnisse aus meinem beruflichen und privaten Umfeld informieren können. Ansonsten hätte die Homepage für mich wenig Sinn gemacht. Einfach nur einen Veranstaltungskalender mit Biografie zu veröffentlichen, ging mir zu wenig weit. Also begann ich Anfangs 2018 damit, über Themen, die mir im Alltag begegneten, eher kurze Artikel in Form von Blogs zu schreiben. Die Idee dahinter war, persönliche Erfahrungen eines Musikers, Chorleiters, Familienvaters und Gymnasiallehrers mit anderen zu teilen. Ich dachte mir, wenn andere bloggen, welche Wimperntusche oder neuesten Elektrogeräte sie gerade verwenden, könnte das eventuell ja auch von Interesse sein.
Spannend war für mich auch die Frage, welche realen Reaktionen eine regelmässige Blogaktivität in meinem persönlichen Umfeld hervorrufen würde. Die realen Begegnungen über meine Texte beschränkten sich tatsächlich bisher auf ungefähr 20 Gespräche, auch wenn die Beiträge teilweise durchaus interessanten Diskussionsstoff liefern würden.
Bei gewissen kritischen Artikeln hatte ich manchmal gar Hemmungen, diese dann wirklich per Mausklick zu veröffentlichen. Es sind nämlich einige recht zeitkritische Texte dabei. Einzelne sind tatsächlich bis heute Entwürfe geblieben und lagern immer noch unveröffentlicht im Ablagesystem des Homepageservers. Ein Kollege sagte mir unlängst: "Das ist noch recht zeitaufwändig, was du da machst." Das stimmt, und Einnahmen konnte ich damit auch nicht generieren. Mein Motivationsgrund ist jedoch ein anderer. Mich reizt die Möglichkeit, andere an meiner Gedankenwelt teilhaben zu lassen. Fern von Kommerz, Influencern, Fakenews und Boulevardjournalismus.
Nicht jeder Artikel ist gleich gut geschrieben. Manche überzeugen mich heute mehr, andere weniger. Aber alle sind ein Teil meiner persönlichen Lebensgeschichte der letzten Jahre geworden und haben, so wie sie geschrieben wurden, eine eigene Berechtigung. Ist das grössenwahnsinnig oder narzistisch? Ich glaube nicht unbedingt, denn es geht mir in meinen Blogs nicht darum, mich als Person über andere zu stellen oder unvergänglich zu werden, sondern Lebenserfahrungen, Haltungen und Fragen zu unserer Zeit mit anderen zu teilen und festzuhalten.
Teilweise habe ich in den letzten zwei Jahren auch mit Socialmedia und deren Wirksamkeit experimentiert. Die Artikel wurden häufig nur dann stärker geklickt, wenn die Themen auf sofortiges Interesse stiessen und zusätzlich treffend dort gepostet wurden. Somit blieben Beiträge auf der Strecke, die ich persönlich vorher eigentlich als wirksamer eingeschätzt hätte. Teilweise habe ich neue Artikel bewusst nicht gepostet, um zu beobachten, ob es so was wie ein allgemeines Interesse an meinen Blogs gibt. Auf spärlicher Flamme ist das mittlerweile tatsächlich vorhanden, ohne Posts würden jedoch viele Artikel nur wenig zur Kenntnis genommen. Manchmal spricht ein Beitrag auch eine konkrete Gruppierung an, die dann jeweils die Klicks massiv ansteigen lässt. Somit ist mein Blog bis heute Experiment, Tagebuch und persönliches Projekt geblieben. Ich freue mich weiterhin über alle Reaktionen zu meinen Beiträgen; speziell auch im realen Leben.
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